H. Jakobs u.a.: Papsturkundenforschung und Historie

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Titel
Papsturkundenforschung und Historie. Aus der Germania Pontificia. Halberstadt und Lüttich


Autor(en)
Jakobs, Hermann; Wolfgang, Petke
Reihe
Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia 9
Erschienen
Köln 2008: Böhlau Verlag
Anzahl Seiten
286 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Alois Steiner

Im vorliegenden Band werden zwei Untersuchungen publiziert, die längere Zeit auf der Redaktion der Pius-Stiftung liegen geblieben sind und hier nun der Öffentlichkeit vorgelegt werden. Die Arbeit von Hermann Jakobs ist eigentlich eine Nacharbeit, entstanden aus der Auseinandersetzung mit den diplomatischen Studien von Mogens Rathsack und mit der bahnbrechenden von Harald Zimmermann vorgelegten Edition der Papsturkundenforschung 896–1046. Ausgangspunkt war das 1980 ursprünglich in dänischer Sprache erschienene Buch von Mogens Rathsack, Fuldaforfalskningerne (Kopenhagen 1980). Deutsche Ausgabe: Die Fuldaerfälschungen. Eine rechtshistorische Analyse der päpstlichen Privilegien des Klosters Fulda von 751 bis ca. 1158. Übersetzt von P.K. Mogensen, wissenschaftlich betreut von H. Zimmermann (Päpste und Pasttum Bd. 24, I u. II, Stuttgart 1989). Hermann Jakobs stellte 1981 fest, dass das Buch von Rathsack in seiner Substanz nicht tragfähig sei, was sich dann in der Folge durch weitere Forschungen bestätigte. Der Autor beschäftigte sich mit der spätottonischen Klosterfreiheit, im konkreten mit den Privilegien «Creditae speculationis» Johannes’ XIII. und Benedikts VII. für Thankmarsfelde/ Nienburg, Alsleben und Arneberg.

Die Untersuchung von Wolfgang Petke beschäftigt sich mit den «Reimser Urkundenund Siegelfälschungen des 12. und 13. Jahrhunderts für Priorat und Pfarrei Meersen». Meersen war 847 und 851 Schauplatz der Herrschertreffen Kaiser Lothars I., Ludwigs II. von Ostfranken und Karls II. von Westfranken und im Jahr 870 der Ort jenes Vertragsabschlusses, mit dem Karl II. und Ludwig II. das Regnum Lotharingien unter das West- und Ostfrankenreich aufteilten.

Bereits 968 sollen Teile von Meersen – mit Zustimmung Kaiser Ottos I. – an die Abtei Saint Rémi vor Reims geschenkt worden sein. Im 12. Jahrhundert finden sich mehrere Urkunden- und Siegelfälschungen, die eng mit der damaligen kirchenpolitischen Lage zusammenhangen. Es ging um das von Reims abhängige Stift Meersen, dessen Kleriker von festgesetzten Präbenden lebten. Im Zuge der Umwandlung des Stiftes zu einem Priorat sollten die Kleriker nicht vertrieben werden. Vielmehr sollte sich der Wandel allmählich vollziehen, und zwar so, wie der Tod die Klosterpräbenden frei werden liess.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Meersen, ehedem ein Kollegiatstift von St. Rémi, befand sich seit der 1135 angestossenen Reform auf dem Weg zum Priorat. Durch verschiedene Interventionen befand sich das Priorat in einer prekären Situation und versuchte, sie zu bereinigen. Ein reicher Urkunden- und Regestenanhang samt 19 Abbildungen ergänzen diese Arbeit.

Zitierweise:
Alois Steiner: Rezension zu: Hermann Jakobs/Wolfgang Petke, Papsturkundenforschung und Historie. Aus der Germania Pontificia Halberstadt von Lüttich von Hermann Jakobs und Wolfgang Petke (=Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia, Bd. 9), Köln/Weimar/Wien, Böhlau Verlag, 2008. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 104, 2010, S. 476.-477

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